Die Schematherapie geht davon aus, dass Menschen im Verlauf ihres Lebens Muster (Schemata), bestehend aus Gedanken, Gefühlen, Verhalten und Körperempfindung erwerben, die weitgehend die persönliche „Sicht der Welt“ bestimmen und das Verhalten – vor allem in sozialen Beziehungen – gestalten. Diese Schemata sind neurophysiologisch als Netzwerk im Gehirn verankert und beeinflussen – positiv wie negativ – unser gesamtes Leben. Dies geschieht in der Regel „automatisch“, d.h. ohne bewusste Absicht. Wenn wir uns z.B. fragen, warum wir sehr starke Gefühle empfinden, was andere in der vorliegenden Situation nicht nachvollziehen können, wir uns immer wieder zurückziehen bzw. in Beziehungen schnell „ausrasten“, obwohl wir das eigentlich gar nicht wollen, können wir davon ausgehen, dass dies durch solche automatisierten Schemata beeinflusst ist.
In der Therapie wird versucht, diejenigen Schemata (auch sog. „Lebensfallen“) zu verstehen und auf verständliche Weise darzustellen, die die Ursache für chronische bzw. langanhaltende emotionale Schwierigkeiten sind. Diese Erlebens- bzw. Verhaltensweisen (z. B. sich völlig zurückzuziehen, weil man sich ungeliebt fühlt) können in der Kindheit und Jugend durchaus sinnvolle Reaktionen auf die damals vorherrschenden Lebensbedingungen gewesen sein. Sie werden jedoch problematisch, wenn sie ein fester Bestandteil des persönlichen Verhaltensrepertoires geworden sind und automatisch auch heute noch angewandt werden, selbst wenn sich die Lebensbedingungen verändert haben. Sie begleiten in belastender Art und Weise den gesamten Lebensweg wie ein „roter Faden“.
In einer weiteren therapeutischen Auseinandersetzung besteht das Ziel darin, sich zunehmend dieser Muster bewusst zu werden, dadurch an psychischer Flexibilität zu gewinnen, seine eigenen Bedürfnisse besser wahrnehmen und ausdrücken zu können und schrittweise das Ausmaß an Selbstbestimmtheit zu erhöhen. Hierbei kommen verschiedene klassische verhaltenstherapeutische Methoden zur Anwendung, aber auch typische schematherapeutische Techniken, wie z.B. Stuhldialoge oder Imaginationsübungen.
Literaturempfehlung:
Young, Jeffrey & Klosko, Janet (2006). Sein Leben neu erfinden. Wie Sie Lebensfallen meistern.(Jungfermann Verlag)
Potreck-Rose, F. (2011). Von der Freude den Selbstwert zu stärken.
(Klett-Cotta Verlag)